Falkenlatein

Woran erkenne ich einen Wanderfalken? Die Punkte zeigen und beschreiben die Merkmale eines Wanderfalken.

 

Weitere Merkmale

Im Flug erkennt man den Wanderfalken an den zugespitzten Flügeln und dem breiten Flügelansatz. Spannt das Weibchen seine Flügel auseinander, so erreicht es eine Spannweite von bis zu 120 cm. Der Terzel (das Männchen) ist etwa um ein Drittel (tertium) kleiner und leichter ist als das Weibchen, welches ein Gewicht von bis zu 1300 g hat. Man spricht hinsichtlich der Körpergröße auch von sexualdimorph (= deutliche, äußerliche Unterschiede zwischen Weibchen und Männchen).

 

 

Stimme und besondere Sinne

Wanderfalken haben vielfältige und variable Rufe. Häufig hört man ein lang gezogenes Lahnen (= Futterbetteln), speziell zur Balzzeit und zur Bettelflugphase der Jungvögel. Die Warn- und Erregungsrufe sind "grrää grrää grrää" und "ke ke ke". 

 

Die folgenden vier Rufe sind von "unseren" Burg-Wanderfalken:

Beuteübergabe
Fütterung der Jungvögel (acht Tage alt)
Weibchen zum Terzel
Anflug

 

Wanderfalken-Rufe aus dem Tierstimmenarchiv, Museum für Naturkunde Berlin:

Balz (Martin Kreuels)
Flug (Karl-Heinz Frommolt)

 

 

Wanderfalken verfügen über eine ausgezeichnete Sehschärfe. Sie haben - vereinfacht erklärt - jeweils in einem Auge ein eingebautes Fernglas, sodass sie ihre Beute über große Distanzen hinweg erspähen können.

 

Lebenserwartung

Die maximale Lebenserwartung für wildlebende Wanderfalken liegt bei etwa 15-20 Jahre. Der bisher älteste Ringfund konnte ein Alter von 17 Jahren belegen (Fünfstück H.-J. und Weiß, I. (2017): Die Vögel Mitteleuropas im Porträt. Verlag: Quelle & Meyer).

 

 

 


 

Verbreitung und Lebensraum

Wanderfalken sind weltweit verbreitet. Die 19 Unterarten besiedeln nahezu alle Landschaftstypen, sofern ein ausreichendes Angebot an Beutetieren (vor allem mittelgroße Vögel) und Brutmöglichkeiten geboten sind. Im größten Teil des Verbreitungsgebietes sind Wanderfalken Felsenbrüter und beziehen hohe Felswände.

Warum so hoch hinauf? Ganz oben haben sie einen guten Rundumblick und einen freien Abflug. Sie bauen keine Nester, sondern nutzen schmale Felsbänder, wo sie Steinchen zusammenschieben, oder vorhandene Horste. In den letzten Jahren werden zunehmend hohe Gebäude in Städten, wie der Sinwellturm auf der Nürnberger Kaiserburg, besiedelt.

 

 

Wanderfalke auf Mauer | © Alexander Erdbeer - stockadobe.com

 

Vergleichsarten

Der Wanderfalke kann eventuell mit dem Turm- und dem Baumfalken sowie dem Sperber oder Habicht verwechselt werden.

Turmfalke auf Holzpfahl | © Stefan Ott / piclease


Turmfalke

Im Gegensatz zum Wanderfalken ist die Gefiederoberseite des Turmfalken rostrot mit schwarzen Punkten. Das Turmfalken-Männchen hat einen hellgrauen Kopf und hellgraue Schwanzfedern. Das Weibchen ist hingegen einheitlich rotbraun gefärbt, mit dunklen Querbändern am Schwanz. Gut zu erkennen ist der Turmfalke am Rüttelflug, der Wanderfalke rüttelt nie. Der Turmfalke schlägt seine Beute (Mäuse!) überwiegend am Boden, der Wanderfalke ausschließlich in der Luft. Mehr Infos zum Turmfalken (auch auf der Kaiserburg) finden Sie hier.

 

Baumfalken auf einem Ast  | © Hans Glader / piclease


Baumfalke

Der Baumfalke ähnelt auf den ersten Blick dem Wanderfalken, ist jedoch deutlich kleiner, trägt rostrote "Hosen" (Beinbefiederung) und hat spitzere Flügel. Die Gefiederoberseite des Baumfalken ist schiefergrau, die Unterseite hell mit dunklen Streifen. Der Baumfalke lebt im Wald und in halboffenen Landschaften. Er ist seltener als der Turm- oder Wanderfalke und steht auf der Roten Liste Deutschlands 2021 (gefährdet).

Habicht | © Peter Schild Wallis / piclease

 

Habicht

Oftmals rote Augen, aber geweint hat er nicht. Die Brust gestreift, aber ein Zebra ist er nicht. 

Der Habicht kann wie der Wanderfalke im Sturzflug jagen und hat unterseits eine ähnliche Bänderung. Aber wer meint, einen Wanderfalken mit S-förmig geschwungenem Flügelhinterrand zu sehen, der hat einen Habicht vor sich! Der Flügelhinterrand des Wanderfalken ist wie mit zwei geraden Strichen gezogen mit einem Winkel dazwischen.

Habichte sind Waldbewohner, die am liebsten in großer Höhe in Nadelbäumen brüten. Sie nisten aber auch in der Stadt, z.B. in alten Parks, oder kommen auf ihren Jagdflügen hierher. 

Die Oberseite des Habichts ist bläulich grau bis schiefergrau gefärbt, die Unterseite weiß mit einer feinen grauen Bänderung. Der Kopf ist dunkel mit einem weißen Überaugenstreif (und ohne schwarzen Backenstreif!), der ihn deutlich vom Wanderfalken unterscheidet. Wanderfalken haben dunkle Augen mit gelber Umrandung, Habichte rote oder gelbliche Augen ohne Farbumrandung. Wie die Wanderfalken jagen Habichte Tauben, die ihre Hauptnahrung sind. Sie bevorzugen aber offenbar geschmacklich Krähenvögel wie Elstern, Eichenhäher oder Rabenkrähen.

 

Sperber

Irgendwie wirkt der Greifvogel kleiner als ein Wanderfalke oder Habicht. Gebändert ist seine Unterseite aber auch. Was kann das sein? Das ist dann ziemlich sicher ein Sperber!

Mit einer Spannweite von etwa 60 bis 80 cm und einem Gewicht von etwa 240 g (Weibchen) bzw. 150 g (Männchen) ist er deutlich kleiner und leichter als der Wanderfalke.

Das Männchen ist an der Kehle und den Wangen leicht rötlich gefärbt, die Oberseite blaugrau, die Unterseite weiß mit grauen Bändern. Das Weibchen ist oberseits grau bis braun und an Kehle und Unterseite auch grau-braun gebändert. Es hat, wie Habichte, einen hellen Überaugenstreif.

Der Sperber ist ein erfolgreicher Überraschungsjäger. Er greift oft im Sturzflug seine Beute an, verfolgt sie aber mit sehr wendigen Flugmanövern in Wäldern oder im Gebüsch. Durch seine geringe Größe sind seine Beutetiere meist kleiner als die von Wanderfalke und Habicht, z.B. Singvögel wie Meisen oder Amseln. Aber Sperber-Weibchen können auch eine Elster schlagen, die mit über 200 g Gewicht fast so schwer wie sie selbst ist.

Sperber sind Bewohner von Nadel- und Laubwäldern, seit vielen Jahren aber auch in Städten nicht selten. 

Sperber | © Stefan Ott

Unterscheidung Habicht - Sperber

Der Habicht und der kleinere Sperber sind einander sehr ähnlich. Der Habicht hat eine massigere Brust, spitzere Flügel, einen langen Schwanz, der an der Basis breit und hinten schmal und etwas abgerundet ist. Der Schwanz des Sperbers ist proportional zum Körper gesehen länger und hat eine schmale Basis, während der des Habichts kürzer und breiter wirkt. Besonders kniffelig wegen der ähnlichen Größe ist die Unterscheidung zwischen Habicht-Terzel mit dem Sperber-Weibchen. Habicht und Sperber jagen mit wendigen Flugmanövern in Wäldern oder zwischen Gebäuden. Das können Wanderfalken nicht!