Durch das Tor unter der Vestnertorbastei gelangen Sie auf die hölzerne Vestnertorbrücke mit dem „Hexenhäusla“, dem ehemaligen Zollhaus. Von hier aus haben Sie einen guten Überblick: nach oben auf die Mauern und Türme der Burg, nach unten auf die privaten Schnepperschützengärten im Burggraben.
Diese Gartenparzellen werden in alter Tradition nur an die Mitglieder des Schnepperschützenvereins vergeben. Deshalb sind viele Gärten (und auch Zwinger) auf dem Burggelände nicht öffentlich zugänglich.
Nicht wenige Gärten sind dort noch naturnah gepflegt. Hier leben weitaus mehr Insektenarten als in den intensiv genutzen Gartenanlagen: Mehr als 1100 Insektenarten – die Schmetterlinge sind mit 130 verschiedenen Arten besonders zahlreich – konnten von den Insektenkundlern aufgespürt werden.
So vielfältig wie die Insekten sind auch die Lebensräume und ökologischen Nischen, die sie sich inmitten der Stadt erobert haben und je nach Art und Lebensweise besiedeln: von blühenden Kräutern, Gräsern und Hecken bis zu Baumwurzeln, Baumrinden und -kronen, von offenen Sandböden, Sandsteinfelsen und -mauern bis hin zu Kellern und Dachböden.
Nicht nur als Blütenbestäuber sind sie im Naturhaushalt unersetzlich, sondern auch als Nahrung für andere „Burgbewohner“ wie Vögel und Fledermäuse.
Für Überraschung sorgte die Wiederentdeckung einer Pflanze, die auf der Burg seit Jahrzehnten als verschollen galt:
Inmitten von Efeu, seiner Wirtspflanze, wächst der seltene Efeu-Würger (Orobanche hederae). Manchmal wird das blassgelbe Sommerwurzgewächs mit einer Orchidee verwechselt.
Mehr Information zum Efeu-Würger finden Sie hier.
Wie überall in mittelalterlichen Klöstern und Festungen wurden auch um die Nürnberger Burg Pflanzen kultiviert, Kräuter gezogen und Heilpflanzen angebaut. Deshalb sind von den über 600 erfassten Arten nur 270 „echte“ Wildpflanzen. Im Laufe der Zeit siedeln sich neben Einheimischen auch „Gartenflüchtlinge“ an, die zum Teil verwildern. Hinzu kommen so genannte Neophyten, bei uns ehemals nicht heimische „Neubürger“. Ein Beispiel ist die in unserer Region überaus seltene Osterluzei (Aristolochia clematitis), die sich über die Sandsteinmauer im Süden der Kaiserburg streckt. Die gelb blühende Pflanze war früher ein sehr wertvolles Heilkraut und kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum.